„Für den Junkie Bund in Kalk bestand Bedarf“

 

Ursula ChristiansenDie Bürgerinitiative will die Anwohner gegen den Junkie Bund mobilisieren. Im Gespräch mit Damian Zimmermann erläutert Gesundheitsdezernentin Ursula Christiansen, warum sie die Taunusstraße für den richtigen Standort hält.

KÖLNER STADT-ANZEIGER: Frau Christiansen, der Junkie Bund hatte bereits 2001 Interesse an der Immobilie in der Taunusstraße. Damals teilten Sie dem Bürgerverein Humboldt-Gremberg mit, dass dieser Standort nicht in Frage komme. Was hat sich geändert?

URSULA CHRISTIANSEN: Die Situation hat sich insbesondere dadurch verändert, dass der Junkie Bund eine Patenschaft für den Spielplatz gegenüber übernehmen möchte. Dank der mittlerweile fast täglichen Überprüfung des Spielplatzes gibt es derzeit kaum Anlass für Beschwerden. Zurzeit noch registriert die Polizei viele aus Porz stammende Junkies in Kalk. Von der Verlegung des Angebotes des SKM von der Vietorstraße nach Porz verspreche ich mir eine weitere Entlastung für Kalk.

Warum findet der SKM unproblematische Ladenlokale und der Junkie Bund nicht?

CHRISTIANSEN : Auch beim SKM und weiteren Drogenhilfeträgern in Köln verläuft die Suche nach geeigneten Räumen keineswegs problemlos, sondern dauert lange und stößt auf erhebliche Schwierigkeiten bei den Vermietern.

Ein Bürger forderte bei einer Informationsveranstaltung, der Junkie Bund solle doch ein Ladenlokal in Lindenthal eröffnen.

CHRISTIANSEN : Für die Ansiedlung des Junkie Bundes in Kalk bestand dringender Bedarf, den es in Lindenthal nicht gibt. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass die Kalker Versorgungsangebote – von Junkie Bund wie von SKM – seinerzeit auch aufgrund der Bitten von Bürgern eingerichtet wurden.

Sucht die Stadt weiter nach geeigneteren Standorten für den Junkie Bund oder findet sie sich mit der Taunusstraße ab?

CHRISTIANSEN: Grundsätzlich werden Räume nicht von der Stadt, sondern vom jeweiligen Träger gesucht. Derzeit besteht aus Sicht der Stadt wie auch der Polizei kein Anlass nach einer neuen Standortsuche. Die Situation wird aber laufend beobachtet.

Warum gibt es im Kontaktladen keinen Fixerraum, um den Konsum aus der Öffentlichkeit heraus zu halten?

CHRISTIANSEN: Die Situation, dass Konsum für Bürgerinnen und Bürger sichtbar stattfindet, lässt sich in Kalk wie in den anderen Stadtgebieten trotz aller Bemühungen nicht ausschließen. Weitere Konsumräume über den bestehenden hinaus (der einzige Kölner ist in der Lungengasse; Anm. d. Red.) sind in Köln gegenwärtig weder rechtlich noch finanziell noch politisch durchsetzbar.

Viele Bürger machen sich Sorgen um ihre Sicherheit. Wie viel kann man den Kalkern zumuten?

CHRISTIANSEN: Den Bürgern von Kalk kann man natürlich nicht mehr zumuten als allen Bürgern in Köln oder in jeder größeren Stadt oder Großstadt. Köln hat 10 000 drogenabhängige Bürgerinnen und Bürger, die im Stadtbild trotz aller Hilfsangebote und aller Ordnungsmaßnahmen auffallen. Es gibt in Köln seit langem intensive und durchaus effektive Bemühungen von Stadt und Polizei, die allgemeine Sicherheit nicht zu beeinträchtigen.

Es wurde in den vergangenen Jahren viel über die „subjektive Sicherheit“ gesprochen. Inwiefern muss die Stadt darauf Rücksicht nehmen?

CHRISTIANSEN: Die Stadt nimmt das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger genauso ernst wie die objektive Sicherheitslage. Sie bemüht sich dabei, beides miteinander in Beziehung zu setzen. Zur Wahrung der objektiven Sicherheit gibt es, wie bereits geschildert, ein ganzes Maßnahmenbündel. Das subjektive Sicherheitsempfinden erfordert Transparenz, Aufklärung, Information. Das übernehmen die Stadt, aber genauso die Träger des Versorgungssystems und die Medien. Und es gibt das Angebot zu Gesprächen im Einzelfall.

Kölner Stadt-Anzeiger

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