Junkies blieben ziemlich alleine

 

Bereits 32 Drogentote im vorigen Jahr. In diesem Jahr seien es schon 23, beklagte Bernd Lemke, Geschäftsführer des „Junkie Bundes Köln“, gestern bei einem Fest auf dem Rudolfplatz, zu dem sein Verein eingeladen hatte.

Nach Jahren mit rückläufigen Zahlen hält er in 2005 einen Anstieg für „sehr wahrscheinlich“. Anlass bot der achte „Bundesweite Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher“. Von der Stadt, so Lemke, habe sich den ganzen Tag über niemand blicken lassen. Dabei wollte er die seit Jahren erhobene Forderung nach einem zweiten Konsumraum erneuern. Bislang gebe es nur einen Raum im Hauptbahnhof, in dem Schwerstsüchtige sterile Spritzen erhalten und Drogen konsumieren können.

Stattdessen fand Lemke das Gespräch mit Kölner Bürgern. Es gab Faltblätter und ein kostenloses Konzert. Eine Klagemauer mit den Namen verstorbener Süchtiger stimmte nachdenklich. Der Gedenktag stand unter der Schirmherrschaft von Buzndesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Ziel war nicht nur die Erinnerung an die durch Drogenmissbrauch Verstorbenen, sondern vor allem ein Appell zur größeren Unterstützung an Öffentlichkeit und Politik.

Bernd Lemke betont ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit der Drogenkoordination der Stadt Köln. Dennoch würden drogenabhängige Menschen vielerorts ausgegrenzt „und durch Einsatz der Polizei von öffentlichen Plätzen vertrieben“. Gründe für das von ihm erwartete neuerliche Ansteigen der Zahl von Drogentoten sieht er vor allem darin, dass es zu wenig Betreuungsstellen und Unterstützung von Seiten der Stadt gebe. Der „Junkie Bund Köln“ engagiere sich selbst mit einem Beschäftigungsprogramm für arbeitslose Abhängige, benötige aber Hilfe durch die Agentur für Arbeit.

Von TIM ATTENBERGER

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