„Keine Spritzen, keine Drogen“

 

Gut 400 Bürger demonstrierten gegen die Zustände in Humboldt-Gremberg

von JÖRG FLEISCHER

2006_10_21_rundschau_keine_.jpgHUMBOLDT-GREMBERG. Eine bunte Menge war es, die da ihrem Ärger lautstark Luft machte. Kindergartenkinder, Schüler, Eltern und Bewohner verschiedener Nationen aus dem Stadtteil demonstrierten gegen die Drogenproblematik in Humboldt-Gremberg. Gut 400 Demonstranten zogen von der Grundschule Westerwald-straße über die Taunusstraße bis zum Kalker Postplatz. Organisiert wurde die Demo vom örtlichen Bürgerverein.

„Keine Spritzen, keine Drogen, sonst sind wir verloren“, skandierten sie, machten mit gut sichtbaren Aufklebern aber auch deutlich, dass sie sich nicht für fremdenfeindliche Aktionen missbrauchen lassen wollten. In Höhe des „Junkie-Bundes“ auf der Taunusstraße kam es zu einigen verbalen Scharmützeln zwischen Demonstranten und Anhängern der Beratungsstelle, ansonsten verlief die Kundgebung friedlich.

Die von den Demonstranten erhobenen Forderungen – Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und eines angstfreien Umfeldes – sind von der Verwaltung bereits aufgegriffen worden. Und selbst der bei der Demo immer wieder geäußerte Ruf nach einer Verlegung des „Junkie-Bundes“ verhallt nicht mehr wirkungslos. „Eine Kontakt-und Beratungsstelle in einem Wohngebiet ist sicherlich nicht ideal“, räumte Sozialdezernentin Marlis Bredehorst ein.

Der „Junkie-Bund“ sei zwar nicht die Ursache des Problems, „trotzdem müssen wir berechtigte Beschwerden der Bürger ernst nehmen“, so Bredehorst. Der „Junkie-Bund“ sei notwendig, doch „wenn ein besserer Standort gefunden wird, muss auch diese Frage diskutiert werden.“ Allerdings warnte Marlis Bredehorst: „Das wird sicherlich nicht von heute auf morgen passieren.“ Ähnlich argumentiert auch Michael Paetzold von der SPD-Ratsfraktion. „Eine Beratungsstelle in einem Wohngebiet ist nicht prinzipiell schlecht“, sagte er und verwies auf die Drogenberatungsstelle des SKM an der Dieselstraße in Kalk. Allerdings, so Paetzold, habe der Standort in Humboldt-Gremberg, gegenüber dem Spielplatz, zu einer „gefühlten Unsicherheit“ geführt. Von daher sei es verständlich, nach alternativen Standorten zu suchen.

Vor Ort hat sich Paetzold gemeinsam mit Ratsmitglied Marco Mendorf (FDP) und Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes die Situation angeschaut. Die Arbeit des „Junkie-Bundes“ wurde dabei nicht in Frage gestellt. „Die Junkies sind eben nur dann auf den Straßen, wenn die Beratungsstelle zu ist“, so Paetzold. Er fordert nach wie vor einen Drogenkonsumraum im Rechtsrheinischen. Hilfe und Beratung für Drogenabhängige befürwortet auch Marco Mendorf. „Aber der jetzige Standort des Junkie-Bundes‘ ist einfach falsch!“ Diese Meinung vertritt Bezirksbürgermeister Winfried Dohm (CDU) schon seit langem.

Mehr Präsenz vor Ort zeigt auf jeden Fall die Verwaltung. Bürgeramtsleiter Norbert Becker initiierte ein Gespräch mit Vertretern von 15 verschiedenen Ämtern und Institutionen. Dabei wurde vereinbart, das Grün im Park an der Burgenlandstraße und das Gestrüpp am Bahndamm zurückzuschneiden. So sollen Abhängigen die Rückzugsmöglichkeiten genommen werden. Häufigere Streifengänge von Polizei und Ordnungsamt, KVB-Hundestreifen an den Haltestellen und die Kontrolle der Spielplätze sind weitere Maßnahmen, die vereinbart und teilweise bereits umgesetzt wurden. Allerdings besteht laut Norbert Becker ein „Verlagerungsrisiko“. „Die Junkies könnten sich in andere Stadtteile absetzen.“

Geschlossen ist auf jeden Fall der Kulturverein „Kardesler“ an der Taunusstraße, der als Umschlagplatz für Drogen im Veedel galt. Allerdings soll er unter neuem Namen nur wenige Straßen weiter bereits wieder aufgemacht haben.

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