9. Nationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher

 

Die Veranstaltung findet zwischen 11.00 und 17.00 Uhr auf dem Pastor-Könn-Platz statt.

gedenktag-21-07-2007-2.jpggedenktag-21-07-2007-1.jpgDieses Jahr wird der 21.07. als nationaler Gedenktag zum 9. Mal gefeiert und fällt glücklicherweise auf einen Samstag. Damit bietet sich den Organisationen aus der Drogenselbsthilfe die Gelegenheit, an diesem Tag mit einer größer angelegten Aktion auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Der Junkie Bund geriet im letzten Jahr vor allem in die Schlagzeilen durch eine Hetzkampagne von Pro Köln, die mit ihrer randgruppenfeindlichen Polemik den Verein aus seinen Räumlichkeiten in der Taunusstraße in Humboldt-Gremberg vertreiben wollte. Die Kürzung von 100% der Landesmittel durch die Regierung Rüttgers, war eine schwer zu verkraftende Repressalie, die für den Verein beinahe das Aus bedeutet hätte. Mit viel persönlichem Einsatz haben die Mitarbeiter trotz des Todes des Geschäftsführers Bernd Lemke die Arbeit fortgeführt. Mit winzigen Budgets, unbezahlter Arbeit und ständigen Existenzsorgen. Der 21.07.2006 wurde aus diesen Gründen in einem kleineren Rahmen in der Taunusstraße durchgeführt. Trotz aller Hürden, die sich dem Verein in den Weg stellen, muss die wichtige Arbeit gemacht werden: Die Angebote des Junkie Bund Köln e.V. (Frühstück und Mittagessen zu günstigen Preisen, Spritzentausch zur Verhinderung von Infektionen, mobiler medizinischer Dienst) sind lebenswichtig für die Suchtkranken und die Anlaufstelle ist eine wichtige Institution für Ehemalige, Substituierte und Angehörige. Die diesjährige Veranstaltung wird wieder in der Öffentlichkeit auf dem Pastor-Könn-Platz, zwischen Rudolfplatz und Neumarkt, abgehalten. Redner aus der Politik und den Verbänden der Drogenselbsthilfe und Postkartenaktionen werden dem Event den Charakter einer Demonstration verleihen. Das musikalische Programm an diesem Tag verspricht dagegen, den düsteren Anlass der Veranstaltung aufzuhellen und auch politisch weniger interessierten Bürgern die Arbeit des Junkie Bunds der Verbände näher zu bringen.

 

Gedenkstein

 

Leben retten – Die Forderungen des Junkie Bunds Köln für einen menschenwürdigeren Umgang der Politik mit Drogengebrauchern

„Heroin, als eine Behandlungsoption für Opiatkonsumenten rettet Leben!!!“ Die Ergebnisse der bundesweiten Heroinstudie sprechen eine deutliche Sprache und die wird auch von nahezu allen politischen Parteien in Deutschland verstanden. Lediglich die CDU hält an ihren bisherigen Grundsätzen fest und schiebt das Kostenargument vor, um weiterhin auf ihrem Standpunkt zu bleiben. Dabei ginge es letztlich darum, Menschen ein Leben in Würde und Gesundheit zu ermöglichen, so Marco Jesse vom Bundesverband „JES“ (Junkies, Ehemalige und Substituierte) Deutschland. Die Kosten der Studie seien ohnehin nicht repräsentativ, da die Behandlungen in Köln und Frankfurt wesentlich günstiger durchgeführt werden könnten. Um die Heroinregelvergabe durchzuführen, müsse das Betäubungsmittel-gesetz geändert werden. Auf diese Gesetzesänderung Einfluss zu nehmen, ist eine der zentralen Forderungen des Netzwerks. Weiterhin fordert der Junkie Bund Köln einen Ausbau der Plätze zur psychosozialen Betreuung von Substituierten – davon würden allein in Köln 1500 fehlen. Nur wenn dieses Defizit behoben würde, wäre es mittelfristig möglich, den Anstieg von Neuinfektionen mit HIV und Hepatitis C bei Drogengebrauchern zu verhindern. Letztlich ist die Einrichtung eines Konsumraumes im Rechtsrheinischen eine weitere Forderung.

Keine Weltverbesserer – die Bands in Köln am 21.07.

Die Welt zu verändern – das verspricht keine der verpflichteten Bands von sich. Fakt ist, dass alle Künstler am 21.07. ohne Gage auftreten werden und damit das ihre dafür tun, die Arbeit des Junkie Bunds zu unterstützen. Für einen guten Zweck spielt man nach einhelliger Meinung gern. Als musikalische Unterstützung treten fünf Kölner Projekte an, für die allein sich schon der Besuch auf dem Pastor-Könn-Platz lohnt:

 

Granada74

 

Granada74

Benannt nach dem gleichnamigem Film und einem Auto mit Kultstatus, Träger eines goldenen Glückshelms – Granada 74 aus Köln bestechen durch unbekümmerte Heiterkeit in ihren ungewöhnlichen Texten, die die Fantasie ihrer Zuhörer geradezu herausfordern. Musikalisch geeignet, Clubs zum Kochen zu bringen, machen Granada74 feinsten Gitarrenpop á la Dorfdisko oder Angelika Express. Ihr selbst produziertes Album „Blau ist keine Form“, das sie im letzten Sommer herausgaben, hat das Potential zu einem Bestseller: Granada74 haben definitiv das Zeug dazu, neben bekannten Größen des deutschen Pops zu brillieren.

www.granada74.de

 

Frolleinwunder

 

Frolleinwunder

Frolleinwunder stehen an diesem 21.07. jetzt schon zum dritten Mal im Auftrag der Kunst für den Junkiebund auf der Bühne – 2005 schrieben die vier Kölner eigens ein Stück für den Anlass: „Ohne dich“ erzählt von der Trauer eines Hinterbliebenen und dem Frust, allein mit den Gefühlen und hilflos der Politik gegenüber zu stehen. Die Texte von Frolleinwunder sind emotional – fast esoterisch – und sie bieten dem Zuhörer keine Patentlösung und kein Happy End, dafür aber genug Authentizität, sich damit stark zu identifizieren. Der wavig-rockige, hippiesk-forsche Sound funktioniert dabei wie ein fliegender Teppich für die Sängerin nez, deren Flügel keine bloße Metapher sind.

www.frolleinwunder.net | myspace.com/frolleinwunder

 

Friedemann Weise

 

Friedemann Weise

Wer sich selbst als schwulen Juden mit Migrationshintergrund bezeichnet oder als Jack Johnson auf Hartz IV, muss nicht extra dazu sagen, dass ein gewisser (schwarzer) Humor allzeit an Bord ist. Friedemann Weises Singer und Songwriter- Qualitäten sind unbestritten und machen vor Klischees nicht halt sondern beschäftigen sich eigentlich eingehend damit – denn „nicht die Klischees an sich sind schlecht, sondern der gewissenlose Umgang mit ihnen“ kann man auf seiner Seite nachlesen. Seine Texte profitieren stark von seiner angeblichen Verwandtschaft mit Loriot… Friedeman ist DER Geheimtipp für Freunde des Schrammelpops und ein Singer-Songwriter der nächsten Generation. Live wird Friedemann von „Plus Zwei“ – Schlagzeug & Bass – unterstützt.

www.friedemannweise.de

 

Paco de Sousa

 

Paco de Sousa

Einfühlsame Weltmusik an der Gitarre von Paco de Sousa. Der portugiesischstämmige „Fachmann“ an der Gitarre unterhält das Musikhaus Endres in der Lübecker Straße. Seine lateinamerikanischen Klänge erzählen in einer universellen Sprache von seiner Leidenschaft zur Musik.

 

Agathe Rüsch

 

Agathe Rüsch

Agathe Ruesch, ein Köln-Stuttgarter Duo, machen auf der Straße Musik. Ihre zauberhaften Songs haben sie selbst geschrieben. Der Junkiebund hat die beiden Liedermacher spontan eingeladen, nachdem man sie auf der Schildergasse spielen gehört hat, wo sie eine Menschentraube um sich versammelt hatten und das Publikum in ihren Bann zogen. Die beiden haben ein wunderschönes Demo in Conny’s Radioshow aufgenommen und sind ein echter Geheimtipp!

www.myspace.com/agatheruesch

 

Bühne und Technik

Ein weiterer Fakt ist, dass auch für die Bühne und Technik kaum Budget zur Verfügung steht. Es ist ein Glücksfall, dass Kölner Verleiher-Firmen dem Verein großzügige Angebote machen konnten. Die Bühne wird von cologne sound technologies zur Verfügung gestellt, Bühnentechnik liefert Fritz Bischoff, Transportmöglichkeiten und Mobiliar stellt die Sozialistische Selbsthilfe Köln sowie das Cafe LC 36 zur Verfügung. Bei allen und vor allem unseren ehrenamtlichen Helfern ein großes Dankeschön.

Der Junkie Bund als gemeinnütziger Verein freut sich über Ihre Spende auf das Konto: 7112600 bei der Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 um seine Arbeit weiterhin erfolgreich durchführen zu können.

nez okay und Jochen Lenz, Köln im Juni 2007

Schirmherrschaft

Unter der Schirmherrschaft von Elke Ferner MdB, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Deutschen Bundestag und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, begehen wir im Jahr 2007 diesen Gedenktag. Initiiert von trauernden Eltern, die aufgrund der herrschenden festgefahrenen Drogenpolitik ihre Kinder verloren oder um das Leben ihrer Kinder fürchten , wurde der 21. Juli im Laufe der Jahre immer mehr auch zu einem Aktionstag gegen eben diese Politik.

Auch 2007 lenken wir, wie schon in den beiden vorangegangenen Jahren, das Augenmerk insbesondere auf das wichtige Thema Heroinvergabe.

Für uns sind sicherlich die folgenden Ergebnisse der Studie besonders wichtig:

  • Die jährliche Sterberate der Teilnehmer ist von 8% auf 1% gesunken!
  • Der Gesundheitszustand der Teilnehmer hat sich wesentlich verbessert!
  • Das Infektionsrisiko der Teilnehmer mit Hep C, HIV u. a. sank deutlich!
  • Die negativen Auswirkungen der Illegalität wie Beschaffungsstress und Angst fallen weg!

Doch nicht nur die Betroffenen werden von der ärztlichen Heroinbehandlung profitieren. Auch die positiven ökonomischen Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft sind unbestritten und Teil der Studienergebnisse.
Ein von Vertretern aller Oppositionsparteien erstellter Vorschlag zur Änderung des derzeit geltenden Betäubungsmittelgesetzes muss auf breiter Ebene politische Unterstützung finden und könnte dann auch einer größeren Zahl von Abhängigen Zugang zu dieser fachlich unumstritten wertvollen Alternative zu den klassischen Substitutionsbehandlungen eröffnen.

Auch der deutsche Städtetag hält ein ambulantes Therapieangebot für schwer Heroinabhängige für unabdingbar. Der bundesweite CDU-Arbeitnehmerflügel (CDA) fordert im Bundestag zum Thema Herointherapie eine Abstimmung ohne Fraktionszwang. Dann könnte jede/r Abgeordnete nach Gewissen und auf der Grundlage der wissenschaftlichen Ergebnisse abstimmen. Wir fordern neben der Aufhebung des Fraktionszwangs eine namentliche Abstimmung. Sollten sich die Abgeordneten des Deutschen Bundestages für dieses Abstimmungsverfahren entscheiden, dürfte der bundesweiten Zulassung von Diamorphin zur Suchttherapie nichts mehr im Wege stehen.

„Wo Leben ist, da ist Hoffnung – und unser allererstes Ziel in der Drogenpolitik sollte darin bestehen, diese Hoffnung am Leben zu erhalten, indem wir die Abhängigen am Leben halten!�? -Heath Brook, Australien-

Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V., Landesverband der Eltern und Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit NRW e.V., JES (Junkies – Ehemalige – Substituierte) Bundesweites Selbsthilfe Netzwerk – DAH Deutsche AIDS-Hilfe e.V., DGS- Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin – AIDS-Hilfe NRW e.V- Landesverband JES NRW e.V., akzept e.V. – Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik Verantwortlich: Jürgen Heimchen, Ravensberger Str. 44, 42117 Wuppertal , Tel. 0202-423519

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte dich auch interessieren …