Bloss nicht wieder die gleichen Probleme

 

Junkie-Bund zieht Anfang 2008 an die Neuerburgstraße im Kalker Süden um

von JÖRG FLEISCHER

Bloss nicht wieder die gleichen ProblemeKalk. Nun ist die Katze also aus dem Sack: Der Junkie-Bund zieht von Humboldt-Gremberg nach Kalk. Auf einer alten KHD-Fläche an der Neuerburgstraße, gegenüber der Spielstätte „Halle Kalk“, wird die Einrichtung ihr neues Domizil finden. Schon im Oktober wird dort eine alte Holzhalle abgerissen und „in Leichtbauweise“ die neue Anlaufstelle für Drogenabhängige errichtet. Der Umzug des Junkie-Bundes ist für Anfang 2008 vorgesehen. Eine entsprechende Mitteilung machte Sozialdezernentin Marlis Bredehorst den Ratspolitikern Ende vergangener Woche.

Damit geht ein jahrelanges Tauziehen zu Ende. Der jetzige Standort des Junkie-Bundes an der Taunusstraße in Humboldt-Gremberg war zuletzt nicht mehr haltbar. Die Nähe zu Spielplätzen und Wohnbebauung hatte immer wieder zu Konflikten geführt. Die Suche nach einem Alternativstandort, vor gut einem Jahr von Rat und Bezirksvertretung gefordert, war allerdings nicht einfach. Wenn es Immobilien gab, die einerseits gut erreichbar waren, andererseits aber nicht zu nah an Wohngebieten lagen, sei eine Lösung an den Vermietern gescheitert. So lief es am Ende auf einen provisorischen Neubau neben dem Kalk Karree hinaus.

Nach den Erfahrungen in Humboldt-Gremberg fielen die Beifallsbekundungen der Politiker zunächst zurückhaltend aus. „Wir begrüßen den Umzug vorsichtig“, drückte es Oliver Krems, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Kalker Bezirksvertretung aus. Jürgen Schuiszill, CDU-Fraktionschef, sprach von einer „Lösung, mit der man leben kann“. FDP-Ratsmitglied Marco Mendorf will zunächst mit den Menschen in Kalk sprechen, bevor der neue Standort definitiv festgelegt wird.

Denn nichts fürchten die Politiker vor Ort mehr, als dass das Projekt „Umzug Junkie-Bund“ durch ähnliche Vorbehalte in der Bevölkerung wie am alten Standort in Schieflage geraten könnte. Das Gymnasium Kantstraße ist zwar relativ weit entfernt, aber die Kita an der Sieversstraße und die Wohnhäuser im nördlichen Bereich der Neuerburgstraße haben eben doch nicht den Abstand zum Junkie-Bund, den sich die Politiker wünschen.

Die Liste eventueller Auflagen ist daher umfangreich. Eine Busanbindung über die Dillenburger Straße und präventive Maßnahmen gegen jede Art von Drogenkriminalität im direkten Umfeld fordern etwa die Sozialdemokraten. Vom Junkie-Bund wird erwartet, offen auf die neuen Nachbarn zuzugehen und für Akzeptanz zu werben. Bürgerverein und Bürgerstiftung sollen dabei gegebenenfalls mithelfen. Und Jürgen Schuiszill wies darauf hin, dass „das kein Standort für die Ewigkeit“ sei: „In fünf bis sechs Jahren kommt wohl das Planungskonzept Kalk-Süd. Und dann muss der Standort neu überdacht werden.“

Kölnische Rundschau

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2 Antworten

  1. Christiane Weirich sagt:

    Für mich ist es nicht nachvollziehbar, wie man diesen Standort für den Junkie-Bund in Erwägung ziehen kann, da sich in der Christian-Sünnerstr. die als Jugendzetrum geführte Abenteuerhalle Kalk befindet (ca. 300 m entfernt), die Kinder und Jugendliche, auch abends, alleine besuchen.
    Auch die Einschätzung, dass das Gymnasium Kantstr. relativ weit entfernt läge kann man mit einem Blick auf den Stadtplan berichtigen.
    Gerade zu Jugendlichen sollte man mit dem Drogenmilieu größt möglichen Abstand wahren.

    • Sicher ist es richtig das auch der Standort Neuerburgstrasse nicht völlig isoliert liegt – dennoch, niedrigschwellige Drogenhilfe, wie sie der Junkie Bund Köln schwerpunktmässig vorhält, kann nur funktionieren, wenn sie dort angeboten wird, wo sich Drogen gebrauchende Menschen aufhalten. Unter dieser Massgabe sollte ein Standort gefunden werden, der verträglich für alle Beteiligten ist und der Anwohnerinteressen berücksichtigt. Dies ist in der Neuerburgstrasse wie an keiner anderen Stelle möglich. Drogengebrauch ist in Humbolt Gremberg und in Kalk ein Problem – das steht ausser Frage. Einrichtungen wie der Junkie Bund jedoch sind eine Möglichkeit dieses Problem effektiv anzugehen, Menschen zu helfen und Schaden zu minimieren.

      Das Kinder und Jugendliche vor den negativen Auswirkungen von öffentlichem Drogenkonsum zu schützen sind, liegt auch im Interesse des Junkie Bundes. Nicht zuletzt deshalb gibt es seit langem einen Mitarbeiter im Junkie Bund, der an Orten im Umfeld der Einrichtung an denen Drogenkonsum stattfindet, gebrauchte Spritzen sammelt. Zudem werden in der Einrichtung alte Spritzen 1:1 gegen neue getauscht, um zu verhindern, dass gebrauchte Spritzen an solchen Plätzen überhaupt zurückbleiben. Diese Arbeit wird im Dienste der Öffentlichkeit angeboten und ist sehr erfolgreich. So kann das Umfeld des neuen Standortes ggfs. sogar davon profitieren, dass der Junkie Bund ein Nachbar wird, denn bereits jetzt sind Drogen dort ein Thema. Nur diese Tatsache macht eine Anwesenheit des Junkie Bund Köln in Kalk nötig.

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