Stadt will Drogenkonsumraum einrichten

 

Kommt der neue städtische Drogenkonsumraum in die Thieboldsgasse?

Quelle: http://www.ksta.de/26225142 ©2017Innenstadt – Seit zwei Jahren wird über einen Drogenkonsumraum am Neumarkt geredet, der die Süchtigen davon abbringen soll, auf einem der zentralsten Plätze der Stadt in aller Öffentlichkeit Heroin zu spritzen oder zu rauchen. Nachdem die Verwaltung lange vergeblich nach einem Standort gesucht hat, verdichten sich die Hinweise, dass ein Vermieter gefunden wurde.

„Mir wurde bei einem Gespräch im Polizeipräsidium gesagt, dass der Drogenkonsumraum an die Thieboldsgasse kommen soll“, sagt Henrik Hanstein, Inhaber des Auktionshauses Lempertz, der als Anlieger des Neumarkts seit Jahren unter den Begleiterscheinungen der Drogenszene zu leiden hat.

Neumarkt ist der wichtigste Treffpunkt der Szene

Eine Geschäftsinhaberin, die aus Angst vor Vandalismus ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, spricht von einem ganz konkreten Objekt. Demnach handelt es sich um das derzeit leerstehende Ladenlokal Thieboldsgasse Nummer 146, das sich auf dem schmalen Stück zwischen Neumarkt und Lungengasse befindet, direkt um die Ecke vom Gesundheitsamt.

Offiziell bestätigt die Stadt das zwar nicht. Dass es sich dabei um das anvisierte Gebäude handelt, liegt für Insider jedoch auf der Hand. Zum einen ist es aktuell der einzige Leerstand in der Straße. Zum anderen haben Fachleute, Verwaltung und Politik in der Vergangenheit immer betont, dass ein Suchthilfeangebot nur am Neumarkt als dem wichtigsten Treffpunkt der Szene Sinn macht.

Hauptbahnhof zu weit entfernt

So hat eine Umfrage des Gesundheitsamts unter der Zielgruppe ergeben, dass der bestehende Konsumraum am Hauptbahnhof zu weit entfernt ist und deshalb nicht genutzt wird. Ein weiterer Raum im Rechtsrheinischen wurde aus demselben Grund bereits geschlossen.

Auch beim Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) und der Drogenhilfe Köln, jenen Trägern, die das geplante Angebot betreuen sollen, sind die Gerüchte aus vielerlei Quellen inzwischen angekommen. Beide sind offiziell nicht informiert und zeigten sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sehr irritiert, dass sie nicht eingebunden sind.

„Ich finde es sehr verwunderlich, dass die Stadt bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten auf unsere langjährige Expertise verzichtet“, sagt Andreas Hecht, der die Suchthilfe am Hauptbahnhof leitet. Während Thomas Hambüchen, Vorstand der Drogenhilfe Köln, den Standort Thieboldsgasse aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zum Neumarkt grundsätzlich für geeignet hält, gibt es beim SKM Zweifel.

Anwohner an Belastungsgrenze geführt

Dies hängt mit den Erfahrungen zusammen, die der SKM mit der von ihm betreuten Winterhilfe gemacht hat. Die Notschlafstelle mit rund 100 Plätzen für Obdachlose war während der kalten Jahreszeit erstmals an der Thieboldsgasse untergebracht. Für die Nachbarn habe das zu Belastungen geführt, „die an die Grenzen dessen gingen, was man Menschen zumuten kann“, so Hecht.

Süchtige, die sich in Hauseingängen ihren Schuss setzten und über die die Schulkinder morgens stolperten; dazu Müll, Urin, Exkremente und Erbrochenes auf dem Bürgersteig und in den Vorgärten, Lärmbelästigung und Sachschäden. Zwar ist die Notschlafstelle seit wenigen Tagen geschlossen. „Aber man muss schon sehr darüber nachdenken, ob man an der Stelle jetzt ein Suchthilfeangebot mit Konsumraum machen kann“, so Hecht.

Emotionen schlagen hoch

Unter Geschäftsleuten und Anwohnern schlagen die Emotionen dementsprechend hoch. Sie befürchten, dass sich die Drogenszene noch mehr als bisher vom Neumarkt weg in das angrenzende Wohnviertel verlagert. „Abends gehe ich nicht mehr durch die Fleischmengergasse, weil dort um die Ecke eine Methadon-Ausgabestelle liegt. Wenn jetzt noch etwas auf der Thieboldsgasse dazukommt, wird der Zugang zum Viertel völlig abgeriegelt. Dann weiß ich gar nicht mehr, wie ich nach Hause kommen soll“, beschreibt eine Nachbarin ihre Ängste.

„Das wäre unser Untergang“, sagt Rafik Aghakhani, Inhaber des Hotels „Altera Pars“ direkt gegenüber des leerstehenden Ladenlokals. Und Heinrich Remagen, Inhaber des namensgleichen Beleuchtungshauses und Vorsitzender der IG Neumarkt kritisiert, schon jetzt würde die Szene durch die rund 600 Substitutionsplätze in der Nähe zusätzlich angezogen.

Dass Köln dringend weitere niederschwellige Hilfsangebote braucht, ist indes unumstritten. Während es hier lediglich drei Konsumplätze am Hauptbahnhof gibt, verfügt Düsseldorf über 9 Plätze, Wuppertal über 11 und Dortmund über 18 Plätze – bei wesentlich weniger Einwohnern. Mülheim, Kalk und Kölnberg/Meschenich haben bereits dringenden Bedarf angemeldet.

Quelle: http://www.ksta.de/26225142 ©2017

Kölner Stadt-Anzeiger

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Eine Antwort

  1. St. Großmann sagt:

    Guten Tag, ich bin seit über 10Jahren Heroinabhänig und bin auch in Berlin in eine Substitution bekomme dort Pollermidon 57mg als Tabletten aber mir hilf das überhaupt nicht, habe jeden Tag rückfälle aber die dort Wolken mir einfach nicht helfen!!!
    Was kann ich nur tun um drogenfrei zu leben???
    MfG: St. Großmann

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