Demo gegen die Aktion „Wintercheck“

 

Wintercheck = Junkieschreck –
was soll der faule Zauber?

Köln soll bis 2010 die sauberste und sicherste Millionenstadt Deutschlands werden! Dies hat sich die Kölner Polizei vorgenommen und unternahm mit Hilfe von Ämtern, Behörden und Unternehmen wie der KVB und dem Bundesgrenzschutz monatelang verschäfte Kontrollen an Unfall- und Kriminalitätsschwerpunkten. Das Ganze nannten sie „Wintercheck“ und „Frühlingszauber“, zwei harmlose Worthülsen für eine Schickane ohne Ende. Denn unter dem Deckmäntelchen dieser Aktionen machten sie mit Hubschraubern (!) Jagd auf Graffitisprayer, vertrieben Obdachlose und bombardierten Junkies mit Verboten und Geldstrafen.

Manuel – ein regelmäßiger Besucher des Junkies-Bund-Cafés – wurde auf dem Weg zum Kontaktladen mehrmals von der Polizei angehalten und erhielt jedesmal Platzverbot. Zuletzt für drei Monate. Er bekam außerdem eine Geldstrafe von 500 € (wovon soll er die bezahlen?) und wurde innerhalb dieser drei Monate 21 Mal festgenommen und musste die Nächte in PG verbringen.

Laut Polizeiangaben, sind „Wintercheck“ und Frühlingszauber“ nun zu Ende und waren ein voller Erfolg. Wir haben da so unsere Zweifel. Zum einen, weil wir befürchten, dass Besucher des Junkie Bunds auch weiterhin mit Kontrollen schickaniert werden und zum anderen, weil wir Verbote wie „Pfandflaschen aus Mülleimern sammeln“ nicht nachvollziehen können. Lasst den armen Schluckern doch das Pfandgeld! Wir fragen, liebe Polizei, liebes Ordnungsamt, gibt es denn keine anderen Möglichkeiten? Lasst die Leute doch einfach unbehelligt in unser Café kommen – dann sind sie weg von der Straße…

Wieviel müssen wir uns noch gefallen lassen, nur weil wir Abhängige sind?

Anja und Guido berichten von der Demo in Kalk

Es sollte in Kalk eine Demo gegen die Aktion „Wintercheck“ geben, und alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Köln, Ortsteil Kalk insbesondere, waren aufgerufen, zahlreich zu erscheinen. Auch der Junkie Bund Köln e.V. ließ sich nicht lange bitten und mobilisierte den Vorstand, alle Angestellten und natürlich die Redaktion von EXIT, um von der Demo berichten zu können:

Wir trafen uns eine Stunde vor Beginn der Demo, malten noch Plakate, richteten eine Spendendose ein, nahmen Flyer und Buttons mit und marschierten voller Zuversicht Richtung Kalk Post, den Ausgangspunkt der Demo. Schon auf dem Weg dorthin, direkt an der S-Bahn Trimbornstraße, empfing uns die Polizei. Sie beobachteten uns, ließen uns aber ungestört weitergehen. (Welch Wunder, denn wäre es keine Demo gewesen, wären wir, wie so oft, kontrolliert worden).

Am Postplatz angekommen, dachten wir, wir sind im falschen Film, denn es waren vor allem Punker vertreten. Auch eine kleine Gruppe braver Studenten (was nicht negativ gemeint ist) sowie einige Anwohner, Drogengebraucher, Ehemalige und Substituierte waren versammelt. Es wurden mehrere Reden von verschiedenen Gruppierungen gehalten – und zuletzt sprach Bernd Lemke, Geschäftsführer des Junkie Bund Köln e.V. Bernd verstand es, die Problematik des „Wintercheck“ genau auf den Punkt zu bringen – was die Studentengruppe mit Applaus honorierte.

Schade an der ganzen Demonstration war nur, dass zu wenige Bürger und Bürgerinnen der Stadt Köln anwesend waren, wahrscheinlich unter anderem deshalb, weil die Demo im Vorfeld nicht richtig publik gemacht worden war.

Eine Antwort

  1. H Schneider sagt:

    Liebe Freund;

    Das ist unglaublich. Die Kölner sind abartig.
    Super; dass Ihr so eine unglaubliche Stärke besitzt.

    Viele Grüsse
    H Schneider

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