„Wir müssen da hin, wo die Szene schon ist“

 

Der Kölner Junkie Bund zog in ein ehemaliges Industriegelände um

2003-04-10-wochenspiegel-wi.jpgKalk – Provisorische Einrichtungen sind dauerhaft. Diese Erfahrung macht der Junkie Bund Köln seit 1999, als der Verein aus seinem zentral gelegenen Domizil in Mülheim ausziehen musste, weil der Mietvertrag auslief. Seit dem 1. Mai 1999 hat der Junkie Bund seine Räume auf dem ehemaligen Industriegelände „In den Reihen 16″. Dort bietet der Verein Drogenkonsumenten billige Mahlzeiten, die Möglichkeit, Wäsche zu waschen, Spritzentausch und Beratung in Zusammenhang mit der Drogensucht. Darüber hinaus gehören psychosoziale Betreuung und die Vermittlung in Methadonprogramme zum Angebot. Die im Vergleich zu den Mülheimer Räumen abgelegene Lage des Grundstücks „In den Reihen“ hat dazu geführt, dass sich die Anzahl der Klienten, die das Angebot regelmäßig nutzen, auf täglich etwa 15 reduziert hat. Zum Vergleich: In Mülheim nutzten nach Angaben von Geschäftsführer Bernd Lemke täglich etwa 120 bis 150 Klienten das Angebot.
Die Wichtigkeit des Junkie Bunds als von den Betroffenen akzeptierter Gesprächspartner stand auch auf der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Kalk außer Frage. Gesundheitsamtsleiter Jan Leidel verwies jedoch auf Akzeptanzprobleme in der Nachbarschaft bei der Suche nach Räumen in zentralerer Lage. Bernd Lemke kann davon ein Lied singen: Im Juni 2002 scheiterte ein Umzug in leer stehende Ladenlokale in den Marienarkaden am Widerstand der Nachbarschaft. 2001 wurde dem Verein nach Auskunft von Lemke der Bezug in ein Haus in der Taunusstraße seitens der Polizei verwehrt, mit der Begründung, die Gegend sei ohnehin schon genug belastet. „So werden wir uns immer im Kreis drehen“, befürchtet Lemke und versucht, die Bedenken zu entkräften: „Nicht wir ziehen die Szene an, wir wollen an Orte, wo die Szene ohnehin schon ist“. (ac)

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