Kölner Drogenszene – Crack

 

Immer häufiger wird Crack geraucht – und der Konsum könnte noch weiter zunehmen

Die Stadt Köln hat eine Studie zur offenen Drogenszene der Stadt in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse legen auch drohende Gefahren offen.

Die Droge Crack ist in Köln auf dem Vormarsch. Zu diesem Schluss ist Prof. Dr. Daniel Deimel von der Katholischen Hochschule NRW im Rahmen einer aktuellen Studie gekommen. Zwei Monate lang befragten Deimel und sein Team 119 Mitglieder der offenen Drogenszene in Köln. Die Befragung fand am Neumarkt, im Drogenkonsumraum des Gesundheitsamtes und andernorts, etwa am Appellhofplatz statt.

Ziel der Befragungen war es, mehr über die Menschen herauszufinden – wer und wie alt sind sie, welche Bedürfnisse und Probleme haben sie, welche Drogen werden überhaupt konsumiert?

Heroin führt die Statistik dabei weiterhin an, etwa 64 Prozent der Befragten gaben an, das Opioid innerhalb der letzten 24 Stunden konsumiert zu haben. Es folgen Alkohol und Benzodiazepine – Medikamente mit einer beruhigenden, dämpfenden Wirkung. Auf dem vierten Platz liegt THC, der Wirkstoff von Cannabis und Haschisch.

Crack seit 2016 immer populärer

Und dann kommt Kokain. Das Pulver wird überwiegend geschnupft oder gespritzt, allerdings ist auch die rauchbare Variante der Droge im Kommen: Crack. Um die Droge herzustellen, wird Kokain mit anderen Mitteln verschnitten und zu „Steinen“ aufgekocht, dann wird es in einer Pfeife geraucht. Laut Deimel hätten 88 Prozent der befragten Drogenkonsumenten angegeben, schon einmal Crack geraucht zu haben. Seit 2016 habe das Betäubungsmittel demnach an Auftrieb gewonnen.

Crack-Konsumenten seien dabei in der Regel jünger (im Schnitt 36 Jahre) und häufiger obdachlos als das bei anderen Drogenkonsumenten der Fall sei. „Mit dem Crack-Konsum werden häufig massive psychische Probleme berichtet“, so Deimel. Häufig seien paranoide Ideen zu beobachten – die Betroffenen leiden also oft an Verfolgungswahn. Das würde die Situation der Konsumenten weiter verschärfen.
„Wir haben ein massives Kokainproblem“

Aktuell würden die Konsumenten das Crack noch selber herstellen – konsumfertige Crack-Steine würden auf dem Kölner Schwarzmarkt noch nicht gehandelt. Sollte sich das ändern, sei laut Deimel zu befürchten, dass der Konsum weiter zunehme. Aber: Derzeit ist Crack noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen und würde praktisch nur innerhalb der offenen Drogenszene konsumiert.

Anders als der Grundstoff Kokain. „Wir haben ein massives Kokain-Problem in der Gesellschaft“, so Deimel. Crystal Meth (Methamphetamin) hingegen sei zumindest innerhalb Kölns und NRWs nicht so populär wie etwa im Osten Deutschlands. Nichtsdestotrotz: Das Drogenproblem ist auch in Köln und anderen nordrhein-westfälischen Städten wie Düsseldorf und Dortmund nicht zu leugnen.

Es mangelt an Personal und Räumlichkeiten

„Das Thema ist eines der großen Themen, die uns in Köln ganz besonders beschäftigen“, meint auch Dr. Harald Rau, Dezernent für Soziales, Gesundheit und Wohnen der Stadt Köln. „Ich höre mehr oder weniger täglich Fragen zu der Situation am Neumarkt.“ Die durch die Studie gewonnenen Erkenntnisse sollen nun genutzt werden, um die Problematik anzugehen. Doch das ist nicht leicht. „Wir haben es mit einem Zusammentreffen verschiedener Problemlagen zu tun“, so Rau weiter. „Drogenabhängige Menschen sind häufig mehrfach belastet, was ihre psychische und körperliche Gesundheit angeht.“

In einem ersten Schritt sollen die Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums am Neumarkt angepasst und verlängert werden. Am Hauptbahnhof soll ein Nachtcafé entstehen, das als Anlaufstelle für Obdachlose und Drogenkonsumenten 22 Stunden am Tag geöffnet haben soll. Auch weitere Aufenthaltsräume seien geplant. Für die Realisierung der Pläne aber fehle es an entsprechendem Personal und Immobilien. Ein Allheilmittel gibt es aber natürlich nicht – weder in Köln noch sonst wo in Deutschland oder auf der Welt.

Quelle: T-Online / Florian Eßer

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