Zentrale Kölner Gedenkstätte

Drogenselbsthilfearbeit in VISION e.V. bedeutet auch, mit Tod und Sterben konfrontiert zu werden. Im Laufe der Arbeit in der Drogenselbsthilfe sind viele unserer Mitstreiter/innen, Freundinnen und Freunde verstorben.

Euch alle werden wir nie vergessen!

Viel zu lange fehlte für uns ein Ort, an dem den DrogengebraucherInnen gedacht werden kann, die an den Folgen einer repressiven Drogenpolitik verstorben sind. Ein Leben im gesellschaftlichen Abseits führte bei vielen dazu, dass sie viel zu früh durch schlechte, unberechenbare Stoffqualität und (Viren-)Infektionen etc. aus dem Leben gerissen wurden.

2012 kam uns dann die Idee, auf dem Gelände der Anlaufstelle in Köln-Kalk eine solche Gedenkstelle zu installieren.

Nachdem die Holzkreuze, auf denen in den vergangenen Jahre Nachrichten an die Toten hinterlassen wurden, nur für den Moment da waren, haben wir allen Interessierten 2012 während der Mahnwache auf dem Neumarkt die Möglichkeit gegeben, auf kleinen Holzscheiben aus dem Stamm einer Birke Nachrichten o.ä. als Andenken an verstorbene Angehörige, Freunde oder Partner zu hinterlassen.

Diese Scheiben wurden dann wetterfest gemacht, lakiert und auf einer liebevoll gestalteten Gedenkwand in einer ruhigen Ecke auf unserem Aussengelände angebracht. Die Wand wurde zudem mit Efeu und Clematispflanzen dekoriert. Somit können wir nun auch auf längere Sicht einen Ort des Gedenkens an die Freunde und Verwandte, die leider von uns gegangen sind, bieten.

Leider waren die Holzscheiben nach einiger Zeit dann doch nicht mehr sehr schön, so dass wir sie nun durch Schieferplatten ausgetauscht haben. Sie liegen nun um den Brunnen herum.

Aus dem Tibetischen Buch vom Leben und Sterben von Sogyal Rinpoche

Ich gehe die Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren… Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht ohne meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sehe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.

Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein… aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiss, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.

Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
Ich gehe eine andere Strasse.



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