Junkies und Asoziale

 

Junkie-Szene Humboldt-Gremberg

In Humboldt-Gremberg gibt es eine Junkie-Szene. Der Bürgerverein sorgt sich und vergreift sich im Ton

Unterschiedlicher könnten die Zahlen nicht sein. Hundert benutzte Spritzen fände sie täglich, beteuert Helga Perschmann-Plättner, Vorsitzende des Bürgervereins Humboldt-Gremberg. Besonders viele Beschwerden höre sie vom Spielplatz und den Kindergärten. Auch der Junkiebund (JB) sammelt seit einem Jahr den Unrat ein. Im letzten Jahr habe man zum Beispiel am Spielplatz insgesamt zwei Spritzen gefunden, sagt Manfred Krekeler, Diplom-Pädagoge beim JB.

Spritzen haben auf Spielplätzen nichts zu suchen – da sind sich Junkiebund und Bürger einig
Foto: Manfred WegenerSpritzen haben auf Spielplätzen nichts zu suchen –
da sind sich Junkiebund und Bürger einig

Einig sind sich Bürgerverein und JB jedoch darin, dass gebrauchte Spritzen im öffentlichen Raum nichts zu suchen haben – am wenigsten auf Spielplätzen und an Kindergärten. Doch Persch­mann-Plättner weiß nichts von dieser Einigkeit – der Bürgerverein spricht nämlich nicht mit dem JB. Stattdessen hatte er für den 20. Oktober zu einer Demonstration aufgerufen, auf der gefordert wurde, den JB zu schließen. Der nämlich sei Anziehungspunkt für Junkies, so der Bürgerverein. Der JB bietet Drogengebrauchern eine warme Mahlzeit, medizinische Hilfe und die Möglichkeit, gebrauchte gegen sterile Spritzen zu tauschen. 2003 zog der JB im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung nach Humboldt-Gremberg, weil man näher an der Klientel sein wollte – und nicht umgekehrt.

Wirklich profitieren von der Stimmung kann indes Pro Köln: Die Rechtsextremen haben sich prompt dem Demo-Aufruf des Bürgervereins angeschlossen. Persch­­mann-Plättner, selbst CDU-Mitglied, findet das »schlecht« und hat damit nicht gerechnet. Eine naive Haltung angesichts des Briefes, den der Bürgerverein Mitte August an die Ratsfraktionen geschickt hat: »Sie werden feststellen, was Humboldt in den letzten Jahren alles zu bieten hat: Zuhälter, Prostitution, Dealer, Junkies, Überfremdung, Asoziale, Alkoholiker. (…) Es scheint, dass es nur noch wichtig ist, dass es den Zuwanderern gut geht«. Auf die diffamierende Wortwahl angesprochen, bei der denen von Pro Köln sicher das Wasser im Mund zusammenläuft, reagiert Perschmann-Plättner verständnislos. Und obwohl der Verein inzwischen Pro Köln aufgefordert hat, sich nicht mehr »auf unseren Bürgerverein zu beziehen«, wurde bis Redaktionsschluss auf der Pro-Köln-Website weiter für die Demonstration geworben.

Doch es gibt auch andere Stimmen, etwa die von Elmar Fischer, Leiter einer Grundschule im Viertel: »Spritzen findet man immer wieder. Eine Problematik, die auch Kindergärten und Schulen in anderen Stadtteilen kennen und Wege gefunden haben, damit umzugehen.« Ein möglicher Weg wäre die Einrichtung eines Drogenkonsumraums – ein Vorschlag, den Grüne und SPD befürworten und über den in den politischen Gremien diskutiert werden wird.

Yvonne Greiner

Stadt Revue Kölnmagazin

http://www.stadtrevue.de/

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