Nachbarn sind gegen neue Mieter

 

„Junkie Bund“ bemüht sich um Räume in den leer stehenden Marienarkaden

Von Alexander Heitkamp

rundschau_nachbarn_sind_geg.jpgKalk. An der Kalker Hauptstraße drängelt sich der Einzelhandel trotz lebhafter Fluktuation in die bestehenden Ladengeschäfte, und es scheint, als sei nie ausreichend Platz für die Nachfrage an Verkaufsräumen vorhanden. Die Marienarkaden an der Haltestelle „Kalk Kapelle“ sind ein modernes Büro- und Geschäftszentrum, das genau diesem Mangel an Verkaufsflächen begegnen Wollte, doch haben sich hier bislang nur wenige Unternehmen, Ärzte und private Mieter niedergelassen.

Ein Zustand, den die Kalker Bezirksvertretung gerne ändern würde. Dabei soll der Vermieter Interessenten in der Vergangenheit auch mit der Miethöhe entgegen gekommen sein, so die Bürgeramtsleiterin Lie Seiter. Geändert hat das offensichtlich nichts. Seiter wird sich nun mit der Hausverwaltung, Immobilien Schwarz, zusammen setzen, um Gründe für den Leerstand zu suchen und Lösungen zu erarbeiten.

Mittlerweile hat die Hausverwaltung neben der Jobbörse einen neuen Interessenten gefunden: Der „Junkie Bund Köln“ ist schon lange auf der Suche nach Büroräumen, in denen „wir von den Betroffenen gut zu erreichen sind“, so der Geschäftsführer Bernd Lemke. Dies sei derzeit nicht der Fall, und man müsse dreimal die Woche mit haupt- und ehrenamtlichen Helfern zum Spritzentausch direkt zur Szene gehen, wolle man den drogenabhängigen Menschen helfen.

„Mit dem Wegzugaus der Berliner Straße in Mülheim haben wir 80 Prozent unserer Klienten verloren“, sagte Lemke. Solche Vereine seien wichtig, doch wolle sie niemand „vor der Haustür“ haben. Dies sei wohl auch der Grund, warum sich der Abschluss eines Mietvertrages jetzt verzögert.

Nach Protesten aus den Reihen der Anwohner und seitens des Kalker Bürgervereins möchte der Hausverwalter, Hans Joachim Schwarz, in einem Treffen mit den Mietern die bestehenden Bedenken besprechen. Er frage sich, wo denn „die soziale Verantwortung“ bleibe. „Es geht schließlich darum, Menschen zu helfen.“ Er glaubt weiter an eine positive Entscheidung des Eigentümers und an ein Einlenken der Anwohner.

Der „Junkie Bund“ ist ein vom Land Nordrhein-Westfalen initiiertes Projekt und gibt substituierten Abhängigen, also Methadon-Patienten, kostenlos Frühstück und Mittagessen, Waschmöglichkeiten und psychosoziale Betreuung. Zudem hilft der Selbsthilfeverein den Betroffenen, wieder in die Gesellschaft zurück zu finden mit Arbeitsplätzen und Perspektiven durch ABM-Stellen, etwa in der Verwaltung oder in Küchen.

Die hauptamtliche Helferin des Vereins, Mónica Priester, sieht die Probleme vor allem in der fehlenden Autklärung: „Leute mit Ängsten und Vorbehalten können wir selbst bei Bürgerabenden nicht erreichen, da kommen nur Interessierte“, erklärte die Sozialpädagogin und Dozentin. „Wir unterstützen die Menschen doch nicht, Drogen zu nehmen. Doch wenn sie es einmal tun, dann soll es für sie doch so gefahrlos wie möglich sein“, erklärte Jörg Blumenfeld, ABM-Kraft, sein Engagement.

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