Ein weiterer Ort der Begegnung mit Kultur

 

KUNST – Der Drogenselbsthilfe-Verein Vision eröffnet einen Skulpturengarten – Zehn Werke sind zu besichtigen

VON NORBERT RAMME

Kalk. „Die Mausefalle finde ich sehr beeindruckend und beängstigend“, sagte Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, als sie den neuen Skulpturengarten auf dem Gelände des Drogenselbsthilfe-Vereins „Vision“ an der Neuerburgstraße in Kalk eröffnete. „Köln hat viele tolle Orte der Begegnung mit Kunst und Kultur, die jederzeit für jedermann zugänglich sind. Hier ist jetzt ein weiterer hinzugekommen.“ Die Stahlskulptur „Augenblick“ des Künstlers Clemens Kaspar Hegler hatte es ihr besonders angetan: Ein Mensch steht vor einer überdimensionalen Mäusefalle, die jeden Moment zuzuschnappen scheint. Scho-Antwerpes: „Dieses Kunstwerk lässt mich nicht wieder los. Kein Mensch will doch in seinem Leben in eine Falle geraten. Und wenn das doch passiert, braucht er Hilfe, um dort wieder herauszukommen.“

Die Skulptur passt daher durchaus in das Umfeld der Drogenabhängigen. Derzeit zählt die Selbsthilfeeinrichtung täglich rund 50 Besucher, die Beratung und Hilfe benötigen. „Der Skulpturengarten ist für uns ein weiterer Schritt hinein in den Stadtteil“, sagt Vision-Geschäftsführer Marco Jesse. „Die Kunst ist mit ein Weg, Berührungsängste abzubauen und Begegnungen zwischen der Kalker Bevölkerung und den Drogengebrauchern zu ermöglichen.“ Darauf zielt auch die doppelte Betonskulptur im Eingangsbefeich. „Da werden Hände gereicht, die Schutz und Hilfe anbieten“, sagt Bernd Müller, der das mit „Botschaften I“ und „Botschaften II“ betitelte Werk eigens für diesen Skulpturengarten geschaffen hat.

Müller gehört mit zum internationalen Künstlernetzwerk Crossart, das vor einem Jahr mit den Vision-Mitarbeitern die Kunstaktion geplant hat. Insgesamt zehn Kunstwerke sind in den vergangen Monaten entstanden und nach und nach an der Neuerburgstraße aufgestellt worden. Darunter ein tonnenschweres Sofa aus Basalt von Bertold Welter, das zum Platznehmen einlädt, ein riesiger Kopf aus angerostetem Stahl, von der durch ein offenes Auge und Ohr ungewöhnliche Einblicke gewährt wird, und eine hölzerne „Windbraut“ von Mario Gasser, die sich im Wind dreht und engelhaft über der grünen Wiese schwebt. „Ich bin über meinen Freund und Kollegen Bernd Müller zu Crossart gekommen“, sagt Gasser, der in Tirol auf der österreichischen Seite der Zugspitze lebt und an einer Schule für angehende Bildhauer unterrichtet. „Das ist jetzt schon meine zweite Arbeit in Köln. Ich bin irrsinnig gerne hier. Die Berge sind zwar wunderschön, aber ab und an brauche ich die Stadt.“ Der Skulpturengarten ist vorerst montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 15.30 Uhr sowie freitags von 9 Uhr bis 13 Uhr geöffnet.

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