4. Nationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher

 

2002_07_21_flyer.jpgAm 21. Juli 2002 wird zum vierten mal der bundesweite Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher begangen unter Schirmherrschaft von Frau Dorethea Klieber, die für ihr drogenpolitisches Engagement im April 2002 das Bundesverdienstkreuz erhielt.

In über 30 deutschen Städten (z.B. Berlin, München, Hamburg, Duisburg, Wuppertal, Leipzig) erinnern An- und Zugehörige, Vertreter der Drogenselbsthilfe und Mitarbeiter aus AIDS-Hilfen mit Mahnwachen, Gottesdiensten, Kundgebungen, Trauermärschen und anderen öffentlichen Veranstaltungen an Konsumenten derzeit illegalisierter Drogen, die unter den Bedingungen einer repressiven Drogenpolitik gestorben sind. In Köln findet an diesem Tag, wie bereits im Vorjahr, eine Kundgebung auf dem Rudolfplatz statt, die vom Junkie Bund Köln e.V. veranstaltet wird. Von 12:00 Uhr an werden Angehörige und Betroffene und Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft Redebeiträge halten, befreundete Musiker (u.a. die Gruppe „Magic Street Voices“) den musikalischen Rahmen gestalten und Grableuchten auf einem stilisierten Sarg an die Kölner Drogentoten erinnern – gegen das Vergessen und das Schweigen. Gleichermaßen soll auf die nach wie vor inakzeptable und unbefriedigende Drogenpolitik aufmerksam gemacht und auf die diskriminierende Situation von drogengebrauchenden Menschen hingewiesen werden.

Die Zahlen der Drogentoten in den letzten Jahren (1998 – 1.647, 1999 – 1.812, 2000 – 2.030, 2001 – 1.835) sprechen eine deutliche Sprache – vielfältige Repressionsmaßnahmen verbunden mit Kriminalisierung und Stigmatisierung auf der einen Seite und das weitgehende Festhalten am Abstinenzparadigma auf Seiten der verschiedenen Hilfeeinrichtungen erhöhen keineswegs die Überlebenschancen von Drogengebrauchern; heroingestützte Behandlungsmodellversuche und die Einrichtung von Konsumräumen kommen viel zu spät bzw. sind vielfach so hochschwellig und lebensweltfremd angelegt, so dass keine wirkliche Verbesserung der Situation von Drogengebrauchern in Sicht ist.

Weder das Strafrecht noch eine Medizinialisierung und/oder Psychiatrisierung sind als Instrument geeignet, um den Umgang mit Drogen zu regeln. Notwendig ist nach unserer Ansicht eine permanente enttabuisierte Debatte um Drogen und Drogenkonsum bzw. den Nutzen und Schaden des Konsums psychoaktiver Substanzen. Wir brauchen nicht nur einen Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik sondern auch die Förderung von Drogenmündigkeit als Ziel einer realistischen Drogenpolitik. Drogenmündigkeit gepaart mit niedrigschwelligen und lebensweltnahen freiwilligen Hilfs- und Unterstützungsangeboten sind das Fundament, auf dem der Einstieg in zerstörerische, abhängige Lebensweisen für Einzelne vermieden werden kann. Nur auf diese Weise kann die Zahl verstorbener Drogengebraucher gesenkt werden.

Unsere Forderungen lauten deshalb:

  • Entkriminalisierung
  • Ersetzung des BtmG (Betäubungsmittelgesetz) durch ein Regelwerk zum Umgang mit psychoaktiven Substanzen ohne strafrechtliche Anteile
  • Abkehr vom Abstinenzparadigma
  • Niedrigschwelliger Zugang zu Substitutionsmitten (Methadon, Dihydrocodein u.a.) und Streichung der AUB-Richtlinien
  • Flächendeckende Originalstoffvergabe
  • Akzeptanz von Lebensstilen und Lebenswelten
  • Initiierung, Förderung und Unterstützung der Drogenselbsthilfe, u.v.m..

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