Signal für menschenwürdige Drogenpolitik

 

45 Menschen starben letztes Jahr in Köln wegen des Gebrauchs harter Drogen. Der Junkie Bund erinnert daran morgen auf dem Rudolfplatz und mahnt eine andere Drogenpolitik an. Nötig sei etwa ein Druckraum im Rechtsrheinischen

KÖLN taz –  Bernd Lemke vom Junkie Bund Köln e.V. möchte „den Drogentoten in den Statistiken Namen und Gesicht geben“. Morgen, am nationalen Aktionstag für verstorbene DrogengebraucherInnen, gedenkt er deshalb mit den anderen Mitgliedern des Junkie Bunds auf dem Kölner Rudolfplatz der 1.477 Drogentoten, die im letzten Jahr 45 Menschen an den Folgen des Gebrauchs harter Drogen wie Heroin. Der 21. Juli sei aber nicht nur Gedenk-, sondern auch Protesttag „gegen eine menschenverachtende Drogenpolitik“, erklärte Lemke.

Konkret bemängelt der Geschäftsführer des Junkie Bund Köln die unzureichende Betreuung von Drogengebrauchern in der Kölner Haftanstalt. Außerdem fehlten notwendige Betreuungspiätze für Substituierte. „Es gibt genügend Ärzte für die Substitution, aber es gibt keine entsprechende Zahl von Betreuungsplätzen“, erläutert Lemke. Es fehle das Geld für die Sozialarbeiter. Am Geldmangel scheitere bisher auch die Einrichtung eines zweiten Konsumraums in Köln. „Wir brauchen aber dringend einen Druckraum im Rechtsrheinischen“, appelliert Lemke an die Politiker.

Der bundesweite Gedenktag für verstorbene Drogengebraucherlnnen wird seit 1998 begangen. Vier Jahre zuvor, am 21. Juli 1994, verstarb in Gladbeck Ingo Märten. Seiner Mutter gelang es, dort eine Gedenkstätte zu schaffen, die seither stellvertretend an alle Drogentoten erinnert. Gleichzeitig mahnt die Gedenkstätte daran, dass eine menschenwürdige Drogenpolitik sich nicht gegen Menschen richten soll.

„Reformen dürfen nicht den Rückschritt in alte überholte Konzepte bedeuten“, fordert daher auch der erst kürzlich gegründete Landesverband der Junkies, Ehemaligen und Substituierten in NRW (JES NRW). Der Verband appelliert anlässlich des Gedenktages an die Verantwortlichen in der Politik, die dringend erforderlichen Reformen in der Drogenpolitik endlich einzuleiten.
Der JES-Selbsthilfeverband weist darauf hin, dass sich jährlich mehrere tausend Menschen, darunter viele Drogengebraucher, vermeidbar mit Hepatitis C infizierten. Eine Hepatitis-Prävention müsse deswegen dringend durch eine zielgruppenspezifische und akzeptierende Herangehensweise umgesetzt werden, fordert der JES. Vorstandsmitglied Mathias Häde verweist zudem auf die Gefahr, sich innerhalb von Haftanstalten mit Hepatitis oder gar HIV zu infizieren. „Die Installation von Spritzen-Automaten kann Neu Infektionen vermeiden helfen“, betont Häde. “ Thomas Spolert

taz, die Tageszeitung

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